Die Nordic Open war nicht nur als Turnier eine rundum gelungene Sache, auch die zahlreichen Begegnungen und Diskussionen am Rande des Spielgeschehens waren einen Besuch in Helsingör wert. So konnte ich endlich Volker Wenzlaff kennen lernen, der dem Ein oder Anderen sicher bereits seiner Backgammonboards wegen bekannt ist (Markenname: 'Gammoner'). Volker nahm nicht nur am Turnier teil, um seine Spielstärke mit anderen Spielern zu messen, sondern wollte natürlich auch die Werbetrommel für seine Boards rühren. Ich habe das weidlich ausgenutzt und ihn kräftig ausgequetscht. Wirklich interessant, wie viel Know-How in seinen Boards steckt und wie viele Gedanken zu weiteren Verbesserung und Weiterentwicklung er sich macht.
Seine Karriere als Boardbauer begann eher zufällig, als ein Freund ihm sein Dresen-Board abkaufen wollte. An diesem hing er jedoch so sehr, dass er dem Freund nach langen Hin- und Her versprach - es war vielleicht auch schon ein Bier zuviel getrunken worden - ihm ein Board entsprechender Qualität zu bauen. Dresen-Boards waren früher der Mercedes unter den Boards, sehr beliebt, sehr teuer, extrem langlebig. Insofern war Volkers Versprechen, ein entsprechendes Board zu bauen, eine enorme Herausforderung.
Volker begann, sich an die Konstruktion eines Boards zu machen. Dafür nahm er sein Dresen-Board teilweise auseinander, um zu sehen, welche pfiffigen Konstruktions-Details sich hinter Filz und Leder verbargen. Die besten Ideen übernahm er für sein Board. So sind u.a. alle wesentliche Elemente des Boards nicht nur verleimt, sondern miteinander verschraubt. Das Holz-Gerüst aus hochqualitativem Buchensperrholz (Naturholz würde sich bei Luftfeuchte-Schwankungen verziehen - es muss also Sperrholz sein) ist mit hochwertigem Leder überzogen, dazwischen befindet sich jedoch noch eine Unterfütterung, damit das Leder auch nachgeben kann und somit Stöße besser verträgt.
Im Inneren des Koffers ist alles aus hochwertigem Industrie-Filz gefertigt (ist belastbarer als Natur-Filz, färbt nicht ab und ist einfacher zu reinigen). Die Spielfläche besteht aus 3mm dickem Filz, die sonstigen Innenflächen (Fächer für die Spielsteine, die Würfel und Doppler) sind mit 2mm starkem Filz ausgelegt. Die Zungen sind nicht aufgedruckt, sondern sorgsam eingelegt. Für die Gestaltung des Boards stehen 20 Farben zur Verfügung.

Ansonsten beeindrucken seine Boards durch die vielen kleinen Details, die alle mit großer Sorgfalt durchdacht und ausgeführt sind. Die Abstände der Spielsteine, wenn man sechs nebeneinander in einen Quadranten legt sind perfekt. Ein wenig Spiel, aber auch nicht zuviel. Man kann auf jeder Seite des Boards sechs Steine auf einen Punkt stellen, erst der siebte Checker muss auf die anderen Steine gestellt werden. Bei den meisten Boards ist bei fünf Steinen bereits Schluss. Es gibt ein kleines Fach, in das Doppler und Würfel untergebracht werden können. Der Deckel ist sauber mit Leder verkleidet.

Auf der anderen Seite befindet sich ein Schild, auf den der Name des Besitzers und eine Laufende Nummer eingraviert wird. Daneben befindet sich eine Aussparung, in die vier Präzisionswürfel passen.

Das Board wird zusammen mit den Spielsteinen, zwei hochwertigen Würfelbechern (Leder, vernäht, mit Lippe), vier Präzisionswürfeln und einem Doppler geliefert.

Das Board wird mit zwei Zahlenschlössern verschlossen.

Auf der Scharnierseite des Boards befinden sich vier kleine Metall-Höcker, auf denen man das Board abstellen kann und die das Board im aufgeklappten Zustand versteifen.
Und so sieht das Endprodukt aus, in dem gut 35 Stunden Handarbeit stecken und das es natürlich in allen möglichen und vom Kunden gewünschten Farbkombinationen gibt.

Das Board wird in zwei Größen gefertigt: für 45mm große Spielsteine und für 50mm große Spielsteine. Jedes Board ist eine Einzelanfertigung, so dass auf Kundenwünsche eingegangen werden kann.
Zu guter letzt sein erwähnt, dass Volker Wenzlaff nicht nur durch die hohe Qualität seiner Boards beeindruckt, sondern auch als Mensch außergewöhnlich sympathisch ist. Bei ihm ist der Kunde König. Derzeit kann Volker vom Bau der Boards alleine noch nicht leben und hat daneben einen Halbtagsjob. Bleibt zu hoffen, dass die Auftragslage sich bald so ändert, dass er Fulltime als Boardbauer tätig sein kann.
Wenn ich bald eins der größeren Turniere gewinne, werde ich den Gewinn dafür verwenden, mein immer noch ganz ordentliches, aber in die Jahre gekommenes Dal-Negro Board durch ein Gammoner-Produkt zu ersetzen. Damit komme ich auch schon zum einzigen negativen Punkt: Die Boards haben ihren Preis. Für die kleineren Boards muss man 1.300,- EUR hinlegen, die großen Boards sind ab 1.450,- EUR zu haben. Ein echter Mercedes halt, der aber auch ein Leben lang hält. Und zwar ohne Kilometerbegrenzung

Im Forum ist seine Website sicher schon bekannt, aber lieber einmal zuviel Eulen nach Athen tragen als gar nicht:
www.gammoner.deHardy
